Donnerstag, 20. März 2008
5 Jahre danach
George W. Bush hielt gestern Abend mitteleuropäischer Zeit eine Rede zum Jahrestag. An einer Stelle sagte er mit wenigen Sätzen eigentlich alles, was es über den Sinn und Zweck dessen, was vor genau fünf Jahren begann, gesagt werden muss: "Because we acted, Saddam Hussein no longer fills fields with the remains of innocent men, women and children. Because we acted, Saddam's torture chambers and rape rooms and children's prisons have been closed for good. Because we acted, Saddam's regime is no longer invading its neighbors or attacking them with chemical weapons and ballistic missiles. Because we acted, Saddam's regime is no longer paying the families of suicide bombers in the Holy Land. Because we acted, Saddam's regime is no longer shooting at American and British aircraft patrolling the no-fly zones and defying the will of the United Nations. Because we acted, the world is better and United States of America is safer."
Das Saddam-Regime mit militärischen Mitteln zu entmachten war und ist richtig. Die Ausführung darf und muss kritisiert werden, wobei man sich fragen muss, welcher Krieg schon lehrbuchhaft verlief. Aber zum ersten Mal hat das irakische Volk eine Chance. Nicht mehr und nicht weniger als das, aber mehr, als es in den letzten Jahrzehnten je hatte.
Mein derzeitiger Chefredakteur (der Aufenthalt in Berlin ist nämlich mit einem Praktikum verbunden) hat ebenfalls das richtige Fazit gezogen: "Heute beginnt die unerschütterliche Anstrengung vor allem der USA im Irak Früchte zu tragen. Bagdad, so scheint es, ist wieder ein bewohnbarer Ort geworden, das Leben beginnt zu erblühen, die Zeit ist vorbei, in der die Menschen die Öffentlichkeit angstvoll meiden mussten. Es ist ein teuer erkaufter Erfolg, aber ein Erfolg. Dass ihn die Bürger des Irak allmählich genießen können, verdanken sie nicht den friedlichen europäischen Multilateralisten, sondern zähen Generälen wie David Petraeus.
Bis zur funktionierenden Demokratie im Irak wird es noch ein sehr weiter Weg sein. Dass er überhaupt eröffnet werden konnte, dafür ist vor allem der feste amerikanische Glaube verantwortlich, für alle Menschen dieser Welt seien Freiheit und Demokratie etwas Gutes und Erstrebenswertes."
Chapeau Herr Schmid!
Den amerikansichen Truppen und den Truppen der Coalition of the Willing gebührt an diesem Tag Dank und Respekt. Vor allem auch denen, die das größte Opfer gebracht haben...
Donnerstag, 28. Februar 2008
William F. Buckley Jr. - R.I.P.
Er gilt als einer der Väter der eigentlichen Republican Revolution, die mit der Präsidentschaftskandidatur von Barry Goldwater 1964 begann und den Weg für Ronald Reagan ("the outsiders are now in" kommentierte er dessen Sieg) ebnete - eine Zeit, in der Buckley und co. den Konservatismus in Amerika salonfähig machten. Einer der vielen Artikel von Townhall zum Tode Buckleys trägt deshalb die Überschrift: "Bill Buckley Made It Okay To Be a Conservative".
George W. Bush (der von Buckley durchaus auch kritisiert wurde) würdigt den Verstorbenen: "America has lost one of its finest writers and thinkers. Bill Buckley was one of the great founders of the modern conservative movement. He brought conservative thought into the political mainstream, and helped lay the intellectual foundation for America's victory in the Cold War and for the conservative movement that continues to this day. He will be remembered for his principled thought and beautiful writing -- as well as his personal warmth, wit, and generous spirit."
Buckleys Sprachrohr war die von ihm gegründete National Review - ein Magazin, das als Bibel der US-Konservativen gilt und eine von Buckleys größten Hinterlassenschaften ist. In ihrem Nachruf schreibt NR: "He inspired and incited three generations of conservatives, and counting."
Buckley hatte ein Mundwerk à la Franz Josef Strauß (oder sollte man besser sagen Ann Coulter?) und die von ihm verhassten Liberals hatten nichts zu lachen und verloren so ziemlich jeden verbalen Schlagabtausch. Als die National Review von der "Liberty Lobby" verklagt wurde, wurde Buckley im Zeugenstand gefragt, ob er den linken Bürgerrechtler Jesse Jackson einen Dummkopf genannt habe. Buckley antwortete: "Falls ich es nicht getan habe, hätte ich es tun sollen." Berühmt ist auch das Zitat: "Ich würde mich eher von den ersten 2000 Namen im Bostoner Telefonbuch regieren lassen, als von den 2000 Mitgliedern des Lehrkörpers von Harvard." Auch Selbstironie war ihm nicht fremd: Als er als Bürgermeister New Yorks kandidierte, ohne je eine realistische Chance auf den Sieg gehabt zu haben, wurde er am Wahlabend gefragt, was seine Reaktion sei, wenn man ihm sage, er habe die Wahl gewonnen. "Ich würde eine Nachzählung der Stimmen fordern", antwortete er.
Buckley sagte einmal über sich: "I asked myself the other day, 'Who else, on so many issues, has been so right so much of the time?' I couldn't think of anyone."
Recht hatte er.
Montag, 25. Februar 2008
Und der Oscar in der Kategorie "Albtraum der Demokraten" geht an...
Politico: "The longtime consumer activist said on "Meet the Press" that Washington has become 'corporate occupied territory' and that none of the current presidential candidates are sufficiently addressing corporate crime, labor rights or Pentagon waste. 'In that context, I have decided to run for president,' he told host Tim Russert."
Er tut es also wieder: Ralph Nader ist seit gestern ein offizieller "candidate for president of the United States". Schon seit den 70er Jahren hängt Nader der Idee einer dritten Kraft in der amerikanischen Politik neben Demokraten und Republikanern an. Um diese Idee voranzubringen, kandidierte der linke Nader seit den 90er Jahren wiederholt für das Präsidentenamt; mal als Unabhängiger, mal als Kandidat der Green Party. Wie Informierte wissen werden, hört sich das spektakulärer an, als es ist, da Naders Erfolge nie der Rede Wert waren.
Sein bestes Ergebnis erzielte er bei der Präsidentschaftwahl im Jahr 2000 und hier sind wir auch schon bei dem einen Fall, wo Naders "Erfolg" eben doch der Rede Wert war: Insgesamt erhielt Nader damals fast 3 Millionen Stimmen. In Florida waren es fast 100 000 und zumindest ein paar von denen fehlten Al Gore, um in Florida zu gewinnen und damit Präsident zu werden. Spätestens seit der Wahl 2000 ist Nader also ein rotes Tuch für die Demokraten und ein gern gesehener Gast in jedem Präsidentenrennen aus Sicht der Republikaner. Entsprechend "not amused" waren Hillary Clinton und Barack Obama gestern, als sie auf die Kandidatur Naders angesprochen wurden. Es wird erwartet, dass der letztliche demokratische Kandidat unter anderem auf rechtlichem Wege versuchen wird, Nader in so vielen Staaten wie möglich nicht auf den Wahlzettel zu lassen.
Wie schon im Jahr 2004 wird allerdings auch in diesem Jahr bezweifelt, dass Nader auch nur annähernd an sein Ergebnis von 2000 herankommen und so das Ergebnis der Präsidentschaftswahl entscheidend beeinflussen kann. Und dennoch: Jede Stimme für Nader ist eine weniger für Obama oder Hillary. Deshalb ist Ralph Nader der einzige Kandidat neben John McCain, dem dieser Blog viel Glück wünscht. Und für 2000 werden wir natürlich immer dankbar sein.
Freitag, 22. Februar 2008
And The Winner Is ..... Dallas!
Wikipedia erläutert: "Jeder Präsident der Vereinigten Staaten hat eine Präsidentenbibliothek in seinem Heimatstaat, in welchem Dokumente, Artefakte und Anschauungsmaterialien gehalten werden, die zu seiner früheren Präsidentenkarriere in Beziehung stehen. Jede Bibliothek enthält außerdem ein Museum und betreibt öffentliche Programme. In den Vereinigten Staate ist das System der Präsidentenbibliotheken ein landesweites Netzwerk von Bibliotheken, die vom Amt für die Präsidentenbibliotheken verwaltet werden, das Teil der Verwaltung der National Archives and Records Administration (NARA) ist. Es handelt sich dabei nicht um traditionelle Bibliotheken, sondern um Aufbewahrungsorte für Papiere, Aufzeichnungen und andere historische Materialien aller Präsidenten seit Herbert Hoover, die der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden"
Schon seit Beginn der Amtszeit Bushs im Jahr 2001 wurde ein geeigneter Ort für die Errichtung der Bibliothek gesucht. Der frühere US-Handelsminister Don Evans leitet das Findungskomitee seit ein paar Jahren. Ab dem Jahr 2006 waren ungefähr acht Stätten in der engeren Auswahl, darunter auch Austin, Midland, sowie Waco, das in der Nähe von Bushs Ranch liegt. Dort wird nun Enttäuschung herrschen, bringen die Presidential Libraries doch Touristen, Arbeitsplätze und Prestige. Die Southern Methodist University in Dallas galt jedoch seit jeher als Favorit, da die Bushs Dallas als zweiten Wohnsitz neben Crawford nach der Zeit im Weißen Haus auserkoren haben.
Die SMU brüstet sich jetzt schon auf ihrer Homepage mit dem Titel "Home of the George W. Bush Presidential Center". Nun wird es zunächst darum gehen, Gelder für die Errichtung der Bibliothek zu sammeln. Die Bauarbeiten sollen 2009 beginnen und fünf Jahre andauern.
Dancer-in-Chief
Dienstag, 19. Februar 2008
Ein Nachfolger für "E Pluribus Unum"
"Foreign players are most welcome. Feel free to include, along with your answer,
your age, gender, vocation, where you live, and who you would vote for in the
upcoming presidential election. Feel free also to punctuate your motto liberally
(or, if you will, conservatively); for instance: 'Battered? A bit. Beaten?
Puh-leeze. Onward!'"
Schon fast 1300, natürlich völlig unterschiedliche Vorschläge sind eingegangen. Darunter ernst gemeinte, patriotische: "Land of the free and brave" oder "Of, by, and for the people". Sehr patriotische: "Hey world: Try and stop us!" oder "Washington, Jefferson, Lincoln - Beat that, World!". Zynische: "The country founded by freedom-loving slave-owners". Und schlichtweg negative: “Fat, Rude, Ignorant, living off credit”.
Da die meisten Vorschläge doch eher dem negativen und zynischen Lager zuzuordnen sind, ist anzunehmen (und man sieht es auch an den personellen Angaben der Leute), dass der Anteil von Nicht-Amerikanern und Nach-Links-Tendierenden recht hoch ist.
Na ja, mag es sein, wie es wolle: Kreative vor!
Montag, 18. Februar 2008
President's Day
The President must be greater than anyone else, but not better than anyone else. We subject him and his family to close and constant scrunity and denounce them for things we ourselves do every day. A Presidential slip of the tongue, a slight error in judgement - social, political, or ethical - can raise a storm of protest. We give the President more work than a man can do, more responsibility than a man should take, more pressure than a man can bear. We abuse him often and rarely praise him. We wear him out, use him up, eat him up. And with all this, Americans have a love for the President that goes beyond loyalty or party nationality."
(John Steinbeck in "America and Americans")
Heute, am dritten Montag im Februar feiern die USA den President's Day. Vor allem gilt er als ein nationaler Feiertag, an dem den Präsidenten George Washington und Abraham Lincoln gedacht werden soll. Doch mittlerweile findet der President's Day zu ehren aller Präsidenten, inklusive dem jeweils amtierenden, statt.
Also: Happy President's Day!
Und wenn wir schon mal bei Präsidenten und denen, die's noch werden wollen, sind: John McCain hat soeben die offizielle Unterstützung seiner Kandidatur durch Präsident George H. W. Bush bekommen. Ein weiterer Schritt hin zur Akzeptanz des "Establishment" der GOP. Nach Bush 41 und dem ehemaligen Gouverneur von Florida Jeb Bush fehlt jetzt eigentlich nur noch einer aus der Familie: Bush 43! Na ja, er wird sich offiziell erst äußern, sobald Mike Huckabee aus dem Rennen ausgestiegen ist. Die New York Times berichtet jedoch, dass hinter den Kulissen schon erste Absprachen zwischen der "McCain-Campaign" und dem Weißen Haus in Sachen Wahlkampf-Koordinierung statt finden. Demnach wird der innerhalb der GOP noch immer beliebte George W. Bush vor allem eingesetzt werden, um Wahlkampf-Spenden zu sammeln und die Partei hinter McCain zu einen (d.h. die Konservativen an die Wahlurnen zu bringen).
Gemeinsame Auftritte von McCain und Bush, vor allem solche die außerhalb des "roten Amerika" statt finden, soll es nur selten geben. Dies hat entgegen weitläufiger Annahmen nicht nur mit Bushs mangelnder Beliebtheit zu tun, sondern ist schon fast Tradition: Auch Bush 41 hat nicht all zu viel Wahlkampf mit Ronald Reagan gemacht, genauso wenig wie Al Gore mit Bill Clinton. Gerade zweiteres ist im Nachhinein allerdings kritisiert worden: Clinton hätte zumindest innerhalb der demokratischen Partei für noch mehr Mobilisierung sorgen können. Diesen Fehler scheint McCain eben nicht wiederholen zu wollen.
Sonntag, 10. Februar 2008
McCain For President!
Entgegegen der Meinung einiger Verbohrter ist es nun an der Zeit, sich hinter McCain zu versammeln. Der konservative Kommentator Larry Kudlow macht in der National Review den Anfang:
"Some things in life are quite simple. Here’s one of them: Sen. John McCain is going to be our next president.How do I know?For starters, McCain will have a unified Republican party — conservatives and all — working hard for him. He’s also going to win over the Reagan Democrats, the Bush Democrats, and the Perot independents. These folks demand a strong military, want government off their backs, and are sick and tired of growing federal deficits and out-of-control spending. McCain’s their man. If you recall, it was the cross-over Democrats and independents who helped elect Ronald Reagan twice and put Papa Bush in office for what was expected to be a Reagan third-term. When Papa Bush waffled, they went to Perot. But they came back to support the Gingrich Congress and later stayed with George W. Bush in 2000 and 2004. In 2006 they walked away again, penalizing a GOP Congress that embraced heavy spending and corrupt earmarks. But now they’ll come back. McCain is tailor-made for this group."
Mittwoch, 6. Februar 2008
Super Night, But No Knockouts .... Yet!
Erst einmal die harten Fakten:
Die Republikaner: John McCain gewinnt in: Arizona, California, Connecticut, Delaware, Illinois, Missouri, New Jersey, New York, Oklahoma. Mitt Romney gewinnt in: Alaska, Colorado, Massachusetts, Minnesota, North Dakota, Utah. Mike Huckabee gewinnt in: West Virginia, Alabama, Arkansas, Georgia, Tennessee.
Die Demokraten: Hillary Clinton gewinnt in: Arizona, Arkansas, California, Massachusetts, New Jersey, News York, Olkahoma, Tennessee. Barack Obama gewinnt in: Alabama, Alaska, Colorado, Connecticut, Delaware, Georgia, Idaho, Illinois, Kansas, Minnesota, Missouri, North Dakota, Utah.
New Mexico gilt auf Demokraten-Seite derzeit als noch nicht entschieden.
Was die Delegierten angeht (und letztlich zählt ja genau das, zumal gerade auf Demokraten-Seite die Delegierten proportional in den einzelnen Bundesstaaten vergeben werden) sieht es demnach folgendermaßen aus: Republikaner: John McCain: 613, Mitt Romney: 269, Mike Huckabee: 190. Demokraten: Hillary Clinton: 845, Barack Obama: 765.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass John McCain sich weiter abgesetzt und damit das Rennen bei den Republikanern einen weiteren Schritt Richtung Entscheidung vorangebracht hat, während sich Hillary Clinton und Barack Obama bei den Demokraten weiterhin ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit leichten Vorteilen für Hillary Clinton liefern. Mitt Romneys Hass auf Mike Huckabee steigt wahrscheinlich minütlich, da dieser ihm die entscheidenden Stimmen im konservativen Amerika wegnimmt (bewirbt sich Huckabee hier möglicherweise um die Vizepräsidentschaft?). In West Virginia werden McCain und Huckabee sogar verdächtigt, sich gegen Romney abgesprochen zu haben. Überhaupt war Romneys Abschneiden im Süden, auch wenn man sich die einzelnen Counties anschaut, nicht gerade überzeugend. Jedenfalls nicht vor dem Hintergrund, dass er als der konservative Kandidat im GOP-Rennen gilt.Für beide Lager war Kalifornien einer der wichtigsten Staaten und so hat keiner der Kandidaten Kosten und Mühen gescheut, ihn zu gewinnen. John McCain und Hillary Clinton konnten sich hier also besonders freuen. Barack Obama fragt sich heute vielleicht, was ihm die Unterstützung des Kennedy-Clans eigentlich gebracht hat, da er sowohl Kalifornien als auch Massachusetts verlor - beides Staaten, in denen die Kennedys ihr ganzes Gewicht zur Geltung bringen sollten. Hillary muss sich ganz schön ins Fäustchen gelacht haben. Allerdings gibt es erste Wahlbeobachter, die jetzt sogar Obama insgesamt im Vorteil sehen, da die nächsten Vorwahlen eher ihm als Hillary zusagen.
Aus Republikaner-Sicht ist wieder einmal festzustellen, dass die Wahlbeteiligung bei den eigenen Primaries und Caucuses um einiges niedriger lag als die der Demokraten. Das lässt auf fehlenden Enthusiasmus schließen, was für die Wahl im November, sollte dies so bleiben, nichts Gutes erahnen lässt.
Die nächste große Vorwahlschlacht findet am 12. Februar bei der sogenannten "Potomac Primary" statt. Dann wählen der District of Columbia, sowie die ihn eingrenzenden Staaten Maryland und Virginia. Zum ersten Mal seit langem haben in diesem Jahr also auch Staaten Gewicht, die erst nach dem Super Tuesday wählen.
Was gibt es spannenderes als Demokratie?!
Mittwoch, 30. Januar 2008
The Final State of the Union Address
(US-Verfassung; Artikel 2, Absatz 3)
Gestern Nacht kam George Bush zum siebten Mal seiner verfassungsmäßigen Pflicht nach, einen Bericht zur Lage der Nation abzugeben. Zwei weitere Auftritte vor dem Kongress am 27.2.01 und am 20.9.01 gelten technisch gesehen nicht als Reden zur Lage der Nation. Die diesjährige Rede (die vielleicht auch Dank des Erscheinens von Laura, Jenna und Barbara rhetorisch eine der besseren war) stand zudem unter besonderem Vorzeichen, da sie die letzte dieser Art für Präsident Bush war.
Da der 43. Präsident der USA nur noch fast genau ein Jahr im Amt sein wird, waren im Vorfeld der Rede keine Ankündigungen großer Initiativen oder Gesetzesvorlagen erwartet worden. Und tatsächlich trug Bush den politischen Realitäten Rechnung und konzentrierte sich in seiner Rede statt dessen auf "unfinished business". Der Grundtenor der Rede war es, Vertrauen in die Bürger, ihre Entscheidungen und ihre Schaffenskraft zu haben, anstatt sich auf das "big government" zu verlassen. Dies spiegele Bushs Regierungsphilosophie wider, so Ed Gillespie, einer von Bushs Chefberatern.
Der erste Teil beschäftigte sich mit der Innenpolitik und das bedeutet dieser Tage Wirtschaftspolitik. Selbst die bloße Erwähnung des Wortes Rezession vermied Bush tunlichst und sprach statt dessen von einer "wirtschaftlichen Periode der Unsicherheit" und sich abschwächendem Wachstum. Er rief den Kongress dazu auf, schnellmöglichst das Stimulierungspaket, auf das sich Republikaner und Demokraten geeinigt hatten, zu verabschieden, sowie die bereits vor einigen Jahren durchgeführten Steuersenkungen beizubehalten. Seinen einzigen Lacher erntete Bush, als er in Anspielung auf eine frühere Bemerkung Bill Clintons, er würde auch freiwillig mehr Steuern zahlen, sagte: "Others have said they would personally be happy to pay higher taxes. I welcome their enthusiasm. I'm pleased to report that the IRS accepts both checks and money orders."
Besonders stark applaudierten die Republikaner in diesem ersten Teil der Rede, als George Bush auf das Problem "earmarks" zu sprechen kam; also Ausgaben, die von einzelnen Abgeordneten in den Tiefen von Gesetzestexten versteckt werden und oft gar nichts mit dem eigentlichen Inhalt eines Gesetzes zu tun haben. Besonders dreist wird es, wenn solche earmarks erst nach Verabschiedung eines Gesetzestextes in selbigen eingefügt werden. Earmarks sind der ultimative Horror eines jeden Fiskalkonservativen. Bush versprach, mit Vetos gegen Gesetze vorzugehen, die besonders viele earmarks enthalten.
In Sachen Gesundheitspolitik, Rentenversicherung, Bildungspolitik und Immigration erneuerte Bush seine schon lange existierenden Forderungen an den Kongress, zu handeln. Außerdem rief Bush nach weiteren bilateralen Handelsverträgen mit asiatischen und süd-amerikanischen Ländern, sowie einer Energie- und Umweltpolitik, die auf neue Technologien und den Einbezug aller Länder (also auch gerade einschließlich China) setzt.
Wie immer war es der außenpolitische Teil der Rede, der Bush besonders leidenschaftlich werden ließ. Nach der Pflicht also die Kür: Zunächst fasste er sowohl Momente der letzten Jahre zusammen, die in Sachen Freiheitsagenda optimistisch machen (Demokratiebewegungen in Georgien, der Ukraine und dem Libanon, sowie demokratische Wahlen in Afghanistan und dem Irak), als auch Momente, die er als "ernüchternd" beschrieb: Getötete demokratische Führer im Libanon und in Pakistan, sowie Anschläge auf Zivilisten in Afghanistan, dem Irak, Jordanien, London, Madrid und nicht zuletzt in den USA selbst.
Bush:
"Since 9/11, we have taken the fight to these terrorists and extremists. We will
stay on the offense, we will keep up the pressure, and we will deliver justice
to our enemies. We are engaged in the defining ideological struggle of the 21st
century. The terrorists oppose every principle of humanity and decency that we
hold dear. Yet in this war on terror, there is one thing we and our enemies
agree on: In the long run, men and women who are free to determine their own
destinies will reject terror and refuse to live in tyranny. And that is why the
terrorists are fighting to deny this choice to the people in Lebanon, Iraq,
Afghanistan, Pakistan, and the Palestinian Territories. And that is why, for the
security of America and the peace of the world, we are spreading the hope of
freedom."
Dank der "surge" konnte Bush den Irak in seiner Rede zur Lage der Nation zum ersten Mal seit langem eher auf der Haben-Seite verbuchen:
"While the enemy is still dangerous and more work remains, the American and
Iraqi surges have achieved results few of us could have imagined just one year
ago. When we met last year, many said that containing the violence was
impossible. A year later, high profile terrorist attacks are down, civilian
deaths are down, sectarian killings are down. [...] When we met last year, al
Qaeda had sanctuaries in many areas of Iraq, and their leaders had just offered
American forces safe passage out of the country. Today, it is al Qaeda that is
searching for safe passage. They have been driven from many of the strongholds
they once held, and over the past year, we've captured or killed thousands of
extremists in Iraq, including hundreds of key al Qaeda leaders and operatives."
Zum wiederholten Male rief Bush zu einem Frieden im Heiligen Land und zwei Staaten, Israel und Palästina, die Seite an Seite in Frieden und Sicherheit leben, auf. Während Nord-Korea nicht einmal erwähnt wurde, bekam der Iran sein Fett weg:
"Our message to the leaders of Iran is also clear: Verifiably suspend your
nuclear enrichment, so negotiations can begin. And to rejoin the community of
nations, come clean about your nuclear intentions and past actions, stop your
oppression at home, cease your support for terror abroad. But above all, know
this: America will confront those who threaten our troops. We will stand by our
allies, and we will defend our vital interests in the Persian Gulf."
Des weiteren erinnerte Bush den Kongress wieder einmal daran, dass weitere Terroranschläge auf amerikanischem Boden nicht allein durch Hoffen auf das Beste verhindert werden können. So rief er die beiden Kongress-Kammern dazu auf, ein Gesetz, das die wichtige Arbeit der Geheimdienste betrifft, zu verlängern.
Wie so oft wies der Präsident darauf hin, dass zum Krieg gegen die Wurzeln des Terrors auch der Kampf gegen Hunger und Krankheiten überall auf der Welt gehört.
Bush schloss die Rede, indem er auf den schon erwähnten Grundtenor seiner Rede zu sprechen kam: "By trusting the people, our Founders wagered that a great and noble nation could be built on the liberty that resides in the hearts of all men and women. By trusting the people, succeeding generations transformed our fragile young democracy into the most powerful nation on Earth and a beacon of hope for millions. And so long as we continue to trust the people, our nation will prosper, our liberty will be secure, and the state of our Union will remain strong. So tonight, with confidence in freedom's power, and trust in the people, let us set forth to do their business."
Wie schon gesagt, blieben mutige Vorhaben, große Initiativen und "axis-of-evil-Phrasen" diesmal aus. Statt dessen konzentrierte Bush sich auf Dinge, die er sowohl für wichtig als auch für, vielleicht sogar in diesem Jahr noch, machbar hielt. Für Menschen, die Bushs Reden kennen, war es "more of the same", was in Bushs Fall jedoch etwas Gutes ist. Außerdem zeigte er damit wieder einmal das, was seine Fans seit jeher an ihm schätzen: Consistency!