Da ist er nun endlich da gewesen: Der erste Schritt auf dem noch immer langen Weg zur Pennsylvania Avenue 1600. Zu Recht wiesen die amerikanischen Kommentatoren gestern immer wieder darauf hin, dass zwar schon ein Jahr Wahlkampf vergangen ist, fast ein ganzes weiteres Jahr aber noch vor uns liegt. Dies war erst der Anfang und wie alle vier Jahre üblich hieß er Iowa.
Gerade auf demokratischer Seite schien der Sieger vor ein paar Monaten noch festzustehen. Doch auf beiden Seiten des politischen Spektrums näherte sich das Kandidatenfeld kontinuierlich an, bis es zur seltenen Situation kam, dass es einen Tag vor der Wahl werder bei den Demokraten noch bei der GOP einen eindeutigen Favoriten gab; nahezu alles schien möglich. Das Lager von Mike Huckabee war das erste, das gegen 1 Uhr unserer Zeit einen eigenen, deutlichen Sieg voraussagte.
Nur zwei Stunden später sahen sich Fox News und CNN schon in der Position, Huckabee tatsächlich zum Gewinner der republikanischen Caucuses zu erklären. Letztlich gewann dieser mit neun Prozentpunkten Vorsprung vor Mitt Romney. Dieser Sieg war nicht unbedingt überraschend - allenfalls in seiner Deutlichkeit. Zu sehr verlor Romney in den letzten Tagen und Wochen an Schwung in den Umfragen.
Was bedeutet dieses Ergebnis für die beiden genannten Kandidaten? Huckabee schwebt sicherlich erst einmal (politisch) auf Wolke sieben. Vor allem sein nicht all zu großes Budget wird von diesem Sieg profitieren, was es ihm erlauben wird, bessere Wahlkampfstrukturen in anderen Bundesstaaten aufzubauen. Andererseits ist Iowa vor allem demographisch gesehen ein Staat, in dem es jemand wie Huckabee leicht hat. Vor allem die zahlreichen Evangelikalen haben zu seinem Sieg beigetragen. Schon im säkularen New Hampshire wird es Huckabee hier viel schwerer haben, dort gehört er (noch) nicht zu den Favoriten. Die wirklichen Herausforderungen kommen für ihn also erst noch.
Mitt Romney ist auf republikanischer Seite der große Verlierer der letzten Nacht. Denn auch für ihn wird es nicht leichter. War dies doch der Staat, wo er mit Huckabee nur einen ernstzunehmenden Gegner hatte, gegen den er auch prompt verlor. Die zwei weiteren Schwergewichte McCain und Giuliani steigen erst in den nächsten Staaten ernsthaft ins Rennen ein. Wie bei eigentlich allen gilt: New Hampshire wird zeigen, ob Iowa ein Ausrutscher, oder der Beginn eines Trends war. Fred Thompson wurde zwar deutlich geschlagen, landete aber immerhin noch auf dem dritten Platz. Ein vierter Platz hätte wohl seinen Ausstieg aus dem Rennen bedeutet; so bekommt er noch eine Gnadenfrist, die aber zu nichts führen wird.
Zu den Demokraten:
Es war sicherlich ein großer Abend für Barack Obama. Sein Sieg in einem nahezu vollständig weißen Staat zeigt, dass seine Strategie, seine Hautfarbe nicht zum Thema zu machen die richtige war. Auch die Botschaft "wir, die jungen, dynamischen Hoffnungsträger gegen die, das Etablissement" scheint bei der Bevölkerung Anklang gefunden zu haben. Ein Sieg Obamas schien in den letzten Tagen durchaus möglich, überrascht hat jedoch die Deutlichkeit. Und letztlich ist es diese Deutlichkeit, die vor allem Hillary Clinton zu denken geben muss. John Edwards hat sicherlich einen Achtungserfolg erzielt, hätte aber schon gewinnen müssen, um als ernsthafter Kandidat für die Parteinominierung zu gelten. Tja, und für Hillary Clinton war es - welch Wortspiel - eine schwarze Nacht. Man muss Iowa sicherlich nicht gewinnen, aber noch nicht einmal Zweiter zu werden und dann auch noch so deutlich zu verlieren, ist durchaus ein herber Schlag. Bill Clinton hatte sichtlich Mühe, sich bei der Rede seiner Frau am Ende des Wahlabends ein Lächeln abzuringen. So wird New Hampshire schon eine ganz ernste Sache für Hillary, denn die nächsten Staaten im Kalender (vor allem South Carolina) sind demographisch eher Obama-Land. Doch insgesamt liegt Hillary in den Umfragen der meisten Staaten teilweise mit großem Vorsprung vorne, so dass noch nichts verloren ist. So sehr dieser Blog auch die entglittenen Gesichtszüge im Clinton-Lager genossen hat: Dieser Blog hofft auf eine Wahl Hillarys, da sie als Feindbild leichter zu schlagen sein wird als Obama.
Joe Biden und Chris Dodd fanden sich im prozentualen Niemandsland wider, was zum sofortigen Rückzug der beiden geführt hat. Der Gouverneur von New Mexico Bill Richardson will das Rennen noch nicht verlassen und hofft auf die Vorwahlen im Süden und Westen der USA. Den Posten des Vizepräsidentschaftskandidaten hat er sicherlich auch im Hinterkopf.
Das Fazit lautet also: Auf beiden Seiten gab es einen großen Gewinner und einen großen Verlierer und entschieden ist... noch gar nichts.
Auf nach New Hampshire!
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