Mittwoch, 23. Juli 2008

Ein Amerikaner in Berlin

Dieser Blog fährt morgen für zwei Wochen in den Urlaub. Leider aber erst Morgenabend und so wird ihm eines am morgigen Tag leider nicht erspart bleiben: Die Ankunft des Messias.

Nein, hier ist nicht die Rede von dem Mann in Sandalen und mit langem Bart, sondern von Barack Obama, seines Zeichens Senator von Illinois, Präsidentschaftskandidat der Demokraten und wahlweise der Mann "der uns das andere Amerika zeigt", oder "der die transatlantische Partnerschaft wieder aufleben lassen wird", oder der "uns auf ein besseres Amerika hoffen lässt"; man suche sich was aus.

Die deutsche Berichterstattung über Obamas Aufenthalt in Berlin nimmt groteske Züge an. Es darf wohl mit Fug und Recht behauptet werden, dass um keinen US-Präsidentschaftskandidaten der letzten Jahrzehnte so ein Hype gemacht wurde, wie um Obama. Ja selbst so manche Besuche von amtierenden Präsidenten haben weniger Aufmerksamkeit bekommen. Und für welchen Kandidaten für ein ausländisches Amt ist denn schon jemals der Bereich um die Siegessäule für eine Rede gesperrt worden? Im Videotext von SAT 1 ist heute als Ted-Frage zu lesen: "Ist Obama-Hype übertrieben?" Möge dieser erste Ansatz von Selbsterkenntnis der erste Schritt zur Besserung sein. Diese Besserung haben jedoch beileibe nicht nur die deutschen Medien nötig. So begleiten alle drei Nachrichtenmoderatoren der großen US-Sender ABC, CBS und NBC Obama auf seiner Reise durch mehrere Staaten des Nahen Ostens und Europas.

Bekannterweise wollte sich der Senator aus Illinois mit der Siegessäule ja eigentlich nicht zufrieden geben. Nein, ihm schwebte Größeres vor: Wie es sich für einen Messias gehört, sollte es schon das Brandenburger Tor sein. Klar, deutsche Bundeskanzlerkandidaten verlangen ja auch, auf der National Mall in Washington sprechen zu dürfen.

Charles Krauthammer schrieb vor wenigen Tagen in der National Review einen treffenden Artikel zu genau diesem Thema. Dort heißt es: "What Obama does not seem to understand is that the Brandenburg Gate is something you earn. President Reagan earned the right to speak there because his relentless pressure had brought the Soviet empire to its knees and he was demanding its final 'tear down this wall' liquidation. When President Kennedy visited the Brandenburg Gate on the day of his 'Ich bin ein Berliner' speech, he was representing a country that was prepared to go to the brink of nuclear war to defend West Berlin. Who is Obama representing? And what exactly has he done in his lifetime to merit appropriating the Brandenburg Gate as a campaign prop?"

Mmmh, berechtigte Frage, auf die einem nicht gerade sofort eine Antwort einfällt.

Krauthammer konstatiert weiterhin, dass in jedem Politiker ein Narziss steckt. Jeder Senator schaue in den Spiegel und sehe dort einen Präsidenten. Doch bei Obama nimmt das ganze mittlerweile besorgniserregende Formen an: "Has there ever been a presidential nominee with a wider gap between his estimation of himself and the sum total of his lifetime achievements? Obama is a three-year senator without a single important legislative achievement to his name, a former Illinois state senator who voted “present” nearly 130 times. As president of the Harvard Law Review, as law professor and as legislator, has he ever produced a single notable piece of scholarship? Written a single memorable article? His most memorable work is a biography of his favorite subject: himself."

Und auch für Krauthammer drängt sich die Messias-Analogie auf: "For the first few months of the campaign, the question about Obama was: Who is he? The question now is: Who does he think he is? We are getting to know. Redeemer of our uninvolved, uninformed lives. Lord of the seas. And more. As he said on victory night, his rise marks the moment when 'our planet began to heal.' As I recall — I’m no expert on this — Jesus practiced his healing just on the sick. Obama operates on a larger canvas."

Und sollte Hochmut doch nicht vor dem Fall kommen und der Messias tatsächlich ins Weiße Haus einziehen, wird sich dieser Blog zumindest genüsslich zurücklehnen und zuschauen, wie die Seifenblasen der Deutschen, die morgen vor der Siegessäule ihrem Retter zujubeln, platzen werden. Nämlich dann, wenn die politischen Realitäten dieser Welt auch einen Barack Obama einholen werden und er zeigen wird, dass jeder US-Präsident zu aller erst den Interessen seines Landes verpflichtet ist und dass es außenpolitisch zwischen den verschiedenen US-Präsidenten eine gewisse Kontinuität gibt, der auch ein Obama nicht entfliehen wird.

Samstag, 12. Juli 2008

Tony Snow, R.I.P.

Zum zweiten Mal innerhalb kurzer Zeit muss dieser Blog die Buchstaben R.I.P. hinter einen geschätzten Namen schreiben. Zum zweiten Mal innerhalb kurzer Zeit trauert der US-Journalismus um einen seiner Größten - in mehr als nur einer Hinsicht.


Tony Snow, der ehemalige Pressesprecher von George W. Bush, starb in der letzten Nacht um 2 Uhr früh nach einem langen Kampf gegen den Darmkrebs. Er wurde nur 53 Jahre alt und hinterlässt seine Frau und drei Kinder im Teenageralter.

Der Journalismus war sein Leben und er lernte jeden Bereich davon kennen: Ob es der Print-, der Radio-, oder der TV-Journalismus war - Tony Snow war überall zu Hause. Besondere Bekanntheit erlangte Snow, als er von 1996 bis 2003 die sonntägliche Talkshow "Fox News Sunday" auf dem Fox News Channel moderierte.

Zwei Mal entschloss sich Tony Snow zum Gang in den so genannten "public service": Von 1991 bis 1993 arbeitete er als einer der Redenschreiber von George H. W. Bush im Weißen Haus. 2006 kehrte er dorthin zurück, als er der dritte Pressesprecher des 43. Präsidenten der USA wurde. Das tägliche "White House press briefing" wurde alsbald inoffiziell "die Tony Snow Show" genannt. In den Worten von Fox News: "At the White House, Snow brought partisan zeal and the skills of a seasoned performer to the task of explaining and defending the president's policies. During daily briefings he challenged reporters, scolded them and questioned their motives as if he were starring in a TV show broadcast live from the West Wing." Sein rhetorisches Können machte Tony Snow tag-täglich zu einer Herausfoderung für das Pressekorps und zu einem Fels in der Brandung für Präsident Bush. Er war ohne Zweifel der beste der vier Pressesprecher der Bush-Administration.

Nach 2005 brach 2007 ein zweites Mal Darmkrebs bei Tony Snow aus. Er unterbrach seinen Job als Pressesprecher, um sich behandeln zu lassen, und kehrte nach wenigen Wochen auf das Podium zurück. Allerdings nur noch bis September des selben Jahres, als er aus finanziellen Gründen das Weiße Haus verließ. Seine Arbeit als Pressesprecher George Bushs nannte er den besten Job, den er je hatte. In der Folgezeit hielt Tony Snow Reden und Vorträge in ganz Amerika und trat als Experte bei CNN auf, während er sich weiterhin gegen den mittlerweile unheilbaren Krebs behandeln ließ.

Aus George W. Bushs Statement: "Laura and I are deeply saddened by the death of our dear friend, Tony Snow. Our thoughts and prayers are with his wife, Jill, and their children, Kendall, Robbie, and Kristi. The Snow family has lost a beloved husband and father. And America has lost a devoted public servant and a man of character. [...] It was a joy to watch Tony at the podium each day. He brought wit, grace, and a great love of country to his work. His colleagues will cherish memories of his energetic personality and relentless good humor. All of us here at the White House will miss Tony, as will the millions of Americans he inspired with his brave struggle against cancer. One of the things that sustained Tony Snow was his faith - and Laura and I join people across our country in praying that this good man has now found comfort in the arms of his Creator."

Wer ihn kannte, beschrieb Tony Snow als anständigen und herzensguten Menschen, der trotz seines Schicksals nie seinen Humor verlor.

In seinem ersten Pressebriefing nach seiner Behandlungspause im Frühjahr 2007 sagte er zu den Journalisten: "Not everybody will survive cancer, but on the other hand, you've got to realize you've got the gift of life, so make the most of it. And that is my view, and I'm going to make the most of my time with you."

Eine Journalistin im Pressekorps des Weißen Hauses schrieb in ihrem Blog, Tony Snow sei nun auf dem Weg "to the big podium in the sky".

Sonntag, 6. Juli 2008

Happy Birthday, Mr. President!

Präsident Bush feiert heute seinen 62. Geburtstag. Bekanntermaßen ist es der letzte Geburtstag, den er als amtierender Präsident der Vereinigten Staaten feiern wird. Da morgen der G8-Gipfel in Japan beginnt und George Bush sich schon auf den Weg dorthin gemacht hat, wird er seinen Geburtstag in Japan begehen.

Wie jedes Jahr fand die Feier mit seinen Freunden und der Familie bereits am Abend des 4. Juli statt.

Dieser Blog wünscht für das nächste Lebensjahr Gesundheit, Glück und Erfolg.
HAPPY BIRTHDAY, MR. PRESIDENT!!!

Freitag, 4. Juli 2008

Independence Day 2008

"We hold these truths to be self-evident, that all men are created equal, that they are endowed by their Creator with certain unalienable Rights, that among these are Life, Liberty and the pursuit of Happiness.--That to secure these rights, Governments are instituted among Men, deriving their just powers from the consent of the governed, --That whenever any Form of Government becomes destructive of these ends, it is the Right of the People to alter or to abolish it, and to institute new Government, laying its foundation on such principles and organizing its powers in such form, as to them shall seem most likely to effect their Safety and Happiness."



Die älteste Demokratie der Welt feiert heute Geburtstag und ist mit ihrer Unabhängigkeitserklärung und der späteren Verfassung das leuchtende Vorbild für jeden späteren demokratischen Staat gewesen. Auch wenn es Demokratie in den USA zeitweise nur mit Abstrichen gegeben hat und das Land den oben genannten Idealen nicht immer gerecht wurde - die Ideen, die hier formuliert wurden, dass alle Menschen gleich erschaffen wurden, dass sie unveräußerliche Grundrechte haben und von Regierungen regiert werden sollen, die ihre Macht vom Volke beziehen, waren seit jeher ein Leuchtfeuer der Hoffnung für alle Menschen auf der Welt; vor allem für jene, für die diese Ideen nicht zum Lebensalltag gehörten und immer noch nicht gehören.

Und so ist es nur angemessen, dass der Independence Day kein Feiertag ist, der nur auf amerikanischem Boden Bedeutung hat. Es sollte ein Feiertag sein, der von der ganzen Welt begangen wird - von jenen, die in Freiheit und Demokratie leben und jenen, die dieses Privileg noch nicht genießen. Denn die Founding Fathers sahen "Life, Liberty, and the pursuit of Happiness" nicht als amerikanische Rechte, sondern als universelle Rechte an. Und so schrieb Thomas Jefferson kurz vor seinem Tode: "May it be to the world, what I believe it will be -- to some parts sooner, to others later, but finally to all -- the Signal of arousing men to burst the chains, and to assume the blessings and security of self-government." Und bei aller Realpolitik sollte man sich nicht darin täuschen, dass es auch immer dieses von Jefferson formulierte Bewusstsein ist, dass z.B. einen Irakkrieg mit begründet.

In seiner Rede zum vierten July sagte George W. Bush heute: "Looking back 232 years later, it's easy to forget how revolutionary Jefferson's draft was. At the time, some dismissed it as empty rhetoric. They believed the British Empire would crush the 13 colonies in the field of battle. And they believed a nation dedicated to liberty could never survive the world ruled by kings.
Today we know history had other plans. After many years of war, the United States won its independence. The principles that Thomas Jefferson enshrined in the Declaration became the guiding principles of the new nation. And at every generation, Americans have rededicated themselves to the belief that all men are created equal, with the God-given right to life, liberty, and the pursuit of happiness."

Happy Fourth of July!!!

Donnerstag, 19. Juni 2008

Tim Russert, R.I.P.

Der amerikanische TV-Journalismus ist am Freitag erschüttert worden. Einer der Größten und Besten ist überraschend im Alter von 58 Jahren gestorben: Timothy John Russert von NBC.

Erst in der Nacht zuvor war Tim Russert von einer Italien-Reise mit seiner Frau Maureen Orth und seinem Sohn Luke Russert, der gerade seinen College-Abschluss gemacht hatte, zurück gekommen. Am frühen Freitag-Nachmittag brach er schließlich auf Grund eines Herzinfarkts in seinem Büro zusammen und starb im Krankenhaus. Nachdem die Familie informiert worden war, unterbrachen NBC, CNBC und MSNBC ihr laufendes Programm und Tom Brokaw machte die Nachricht publik.

Tim Russert war zuletzt Chef des Washingtoner Büros von NBC News. Berühmt machte ihn die sonntägliche Polit-Talkshow "Meet the Press", die er seit 1991 moderierte. Sie ist die am längsten laufende Show im US-Fernsehen. Letzten Sonntag wurde sie von Tom Brokaw moderiert und in Russerts Gedenken gestaltet , wobei Tim Russerts Moderatorenstuhl leer blieb.

Russert war für seine Herkunft aus Buffalo, New York und für seine Leidenschaft für die Football-Mannschaft der Buffalo Bills bekannt, viele seiner Sendungen beendete er mit den Worten "Go Bills!". Eine ganz besondere Beziehung hatte er zu seinem noch lebenden Vater, genannt Big Russ. Über diese Beziehung schrieb er ein Bestseller-Buch - Big Russ & Me.

Als Moderator von "Meet the Press" lernte er in 17 Jahren sämtliche Größen der amerikanischen, sowie der Welt-Politik kennen. Wer in Amerika ein hohes Amt bekleiden wollte, musste sich einem Interview bei "Meet the Press" stellen. Sie alle, egal ob rechts oder links, respektierten Russert für seine Fairness und Objektivität. Sie alle zollten ihm in den Tagen nach seinem Tod Tribut - auch George W. Bush: "As the longest-serving host of the longest-running program in the history of television, he was an institution in both news and politics for more than two decades. Tim was a tough and hardworking newsman. He was always well-informed and thorough in his interviews. And he was as gregarious off the set as he was prepared on it."

Viele bemerkten, dass die Wahlnacht am 4. November dieses Jahres nicht das selbe sein würde, ohne Tim Russert auf dem Fernsehbildschirm zu sehen. Auch die letzten Worte einer jeden "Meet the Press"-Sendung "if it's Sunday, it's Meet the Press" wird von nun an jemand anders sprechen müssen.

Sonntag, 1. Juni 2008

Scott McClellan teilt aus

Es hat schon fast Tradition, dass ehemalige Mitarbeiter des Weißen Hauses Bücher über ihre Zeit im Dienste des Präsidenten veröffentlichen. Dass dabei sprichwörtlich schmutzige Wäsche gewaschen wird, kommt vor.
Scott McClellan, der zweite von insgesamt vier Pressesprechern Bushs, hat sich in seinem gerade erst erschienenen Buch "What Happened: Inside the Bush White House and Washington’s Culture of Deception" dazu entschlossen, einen fast beispiellosen Rundumschlag zu starten, der gerade auch seinen ehemaligen Chef einschließt. Das Buch hat Washington in helle Aufregung versetzt und die Medien, sowie die linksliberalen Blogs zitieren natürlich genüsslich daraus. Tja, so schnell wird man vom Feind zum besten Freund der Mainstream Media und der Liberals.

Was genau schrieb McClellan denn nun? Hier ein paar Punkte, um die es geht:

  • Den Irak-Krieg nennt er einen "groben strategischen Fehler" und "unnötig". Um den Krieg im Vorfeld zu rechtfertigen, sei eine "politische Propagandamaschinerie" in Gang gesetzt worden.
  • Das Bush-White-House befinde sich mental in einer permanenten Wahlkampagne.
  • Über Condoleezza Rice: Sie versuche stets geschickt ihren guten Ruf zu erhalten. Sie könne sich aus allen Schwierigkeiten herauswinden und wie ein Star erscheinen.
  • Über die Reaktion der Administration auf den Hurrikan Katrina: In der Woche danach habe das Weiße Haus Realitätsverweigerung betrieben. Die Reaktion der Behörden sei auf Autopilot geschaltet worden. Dass Präsident Bush zunächst nur in der Air Force One über das Katastrophengebiet flog, habe den Menschen zumindest die Impression gegeben, dass Bush "out of touch" gewesen sei. (Die Antwort Karl Roves auf diese Anschuldigung macht durchaus Sinn: In der ersten Zeit nach einer Katastrophe besuche Bush nie den jeweiligen Unglücksort, da schon die Sicherheitsvorkehrungen durch den Secret Service die gesamten Rettungsmaßnahmen lahm legen würden. Für die Anreise Bushs hätte damals etwa ein für die Rettungskräfte immens wichtiger Flughafen in New Orleans stundenlang gesperrt werden müssen.)
  • McClellan echauffiert sich besonders über die so genannte Plame-Affäre. Diese kostete ihm nämlich letztlich den Job und den Ruf. Sie ist wohl der Hauptgrund für seine Bitterkeit dem Weißen Haus gegenüber. Er, so McClellan, habe über zwei Jahre hinweg unwissentlich den Journalisten Lügen erzählt, die ihm (und auch George Bush) von Karl Rove und Scooter Libby erzählt worden seien. Diese hatten behauptet, mit der Affäre nichts zu tun zu haben. McClellan beschuldigt Rove und Libby, ihre Aussagen zur Plame-Affäre abgesprochen zu haben, da er die beiden ("zwei Leute, die sonst nie unter vier Augen miteinander sprachen") einmal nach einem Meeting zusammenstehen und miteinander reden gesehen habe. (Auch dazu nahm Rove Stellung und auch hier macht die Erklärung Sinn: Es sei erstens gewagt von McClellan, über ein Gespräch zu schreiben, dessen Inhalt er überhaupt nicht kenne und zweitens sei es ja wohl nichts Ungewöhnliches, dass der Chefberater des US-Präsidenten und der Stabschef des Vize-Präsidenten miteinander redeten. Dies sei täglich mehrere Male vorgekommen, zumal die Büros der beiden nur wenige Meter auseinander lagen).
  • Über Bush: Er überzeuge sich selbst, das zu glauben, was für ihn politisch gerade am besten ist und betreibe Selbsttäuschung, wenn es nur dem politischen Zweck diene.

Es erübrigt sich zu sagen, dass das Weiße Haus nach der Veröffentlichung des Buchinhalts restlos bedient war, galt McClellan doch als der Treueste der Treuen. Seit 1999 arbeitete der Texaner für Bush. Als dieser 2001 seine Präsidentschaft antrat, wurde McClellan Vize-Pressesprecher unter Ari Fleischer. Als dieser noch in der ersten Amtszeit seinen Posten verließ, wurde McClellan zum Pressesprecher ernannt. Dieses Amt hatte er von 2003 bis 2006 inne, bevor Tony Snow sein Nachfolger wurde. McClellan galt auch schon vor seiner Buchveröffentlichung als schlechtester der vier Pressesprecher Bushs. Speziell der Kontrast zu Tony Snow zeigte McClellans rhetorische Beschränkheit. Die Pressebriefings waren geprägt durch McClellans immer gleiche Standardsätze und dies in einer Zeit, in der Bush eigentlich jemanden auf dem Podium gebraucht hätte, der sich gegen die Wortverdreher von der Presse besser hätte wehren können.

Die Konservativen innerhalb und außerhalb des Weißen Hauses kritisieren McClellans Buch, teilweise scharf. Dem kann sich dieser Blog nur anschließen. In wie weit man McClellans Aussagen auch immer glauben schenken mag (hier steht es letztlich Aussage gegen Aussage mit dem Weißen Haus), es drängt sich einfach eine Frage auf: Wieso hat er seine Zweifel und seine Kritik nicht schon zu seinen aktiven Zeiten geäußert? Auch Ari Fleischer und die derzeitige Pressesprecherin Dana Perino, die mit am meisten mit McClellan im Weißen Haus zu tun hatten, sagen, dass sie keine Ahnung hatten, dass McClellan so denkt. McClellan selbst sagte als Pressesprecher zu anderen "Enthüllungsbüchern" über die Bush-Administration: "Why, all of a sudden, if he [ein ehemaliger Minister] had all these grave concerns, did he not raise these sooner? This is one-and-a-half years after he left the administration. And now, all of a sudden, he's raising these grave concerns that he claims he had." Eine Frage, die sich McClellan einmal selbst stellen sollte.

Ganz besonders echauffierte sich der ehemalige Senator und Präsidentschaftskandidat Bob Dole. Er schrieb McClellan eine Email, die sich gewaschen hat. Unter anderem heißt es darin: "There are miserable creatures like you in every administration who don't have the guts to speak up or quit if there are disagreements with the boss or colleagues. No, your type soaks up the benefits of power, revels in the limelight for years, then quits and, spurred on by greed, cashes in with a scathing critique."

Die Spekulationen über McClellans Motivation, so ein Buch zu schreiben, sind eröffnet; gerade auch, weil er als außergewöhnlich nett gilt . Es ist nicht überraschend, dass dabei das Wort "Profit" oft fällt. Gerade Verleger können da schon mal raten, doch ein bisschen Staub aufzuwirbeln. Vielleicht waren aber auch McClellans Bitterkeit und Rachegelüste Grund genug.

Dass gerade ein Mitarbeiter dieser Administration ein solches Buch verfasst, hätte sich vor einiger Zeit auch noch niemand vorstellen können; gelten die Mitarbeiter doch als eingeschworene Truppe, in der Loyalität als oberstes Gebot gilt. Auch Michael Reagan, der Sohn des 40. US-Präsidenten, sieht McClellans Verbrechen vor allem in der Verletzung dieses Gebots:

"It's amazing what some people will do for 30 pieces of silver. Scott McClellan
was given the signal honor of being the spokesman for the president of the
United States, a distinction few Americans have ever achieved. Being the
spokesman for the world's most powerful political figure is no small thing, and
I'm sure that the men and women who have held the post view their service as an
honor more given than deserved. It doesn't appear as if McClellan sees it that
way. He is not the first press secretary to be forced out of the job, and he
won't be the last. But he'll be the first to sink his teeth into the hand that
gave him the job in the first place."

Loyalität – ein unabdingbarer Bestandteil von Integrität. So sieht es George Bush. Es ist seit jeher eine seiner größten Stärken – und eine seiner größten Schwächen. Einmal mehr muss er erkennen, dass Loyalität geben nicht automatisch Loyalität bekommen heißt.

(Hier noch ein Link zum einem Artikel, der sich mit dem Inhalt des Buchs auseinandersetzt.)

Dienstag, 27. Mai 2008

"In countless acts of courage, they died for liberty."

Präsident Bushs letzte Rede am Memorial Day als Commander-in-Chief:

"Thank you. Mr. Secretary, thank you for the kind introduction. Members of my Cabinet, members of the administration, Admiral Mullen, members of the United States Congress, Senator Warner and Congressman Skelton, members of the military, our veterans, honored guests, families of the fallen: Laura and I are honored to be with you on Memorial Day and thank you for coming.

A few moments ago, I placed a wreath upon the tomb of three brave American[s] who gave their lives in service to our nation. The names of these honored are known only to the Creator who delivered them home from the anguish of war -- but their valor is known to us all. It's the same valor that endured the stinging cold of Valley Forge. It is the same valor that planted the proud colors of a great nation on a mountaintop on Iwo Jima. It is the same valor that charged fearlessly through the assault of enemy fire from the mountains of Afghanistan to the deserts of Iraq. It is the valor that has defined the armed forces of the United States of America throughout our history.

Today, we gather to honor those who gave everything to preserve our way of life. The men and women we honor here served for liberty. They sacrificed for liberty. And in countless acts of courage, they died for liberty. From faraway lands, they were returned to cemeteries like this one, where broken hearts received their broken bodies -- they found peace beneath the white headstones in the land they fought to defend.

It is a solemn reminder of the cost of freedom that the number of headstones in a place such as this grows with every new Memorial Day. In a world where freedom is constantly under attack and in a world where our security is challenged, the joys of liberty are often purchased by the sacrifices of those who serve a cause greater than themselves. Today we mourn and remember all who have given their lives in the line of duty. Today we lift up our hearts especially those who've fallen in the past year.

We remember Army Specialist Ronald Tucker of Fountain, Colorado. As a young man, Ronnie was known for having an infectious smile and a prankster's sense of humor. And then he joined the United States Army, which brought out a more mature side in him. Ronnie transformed from a lighthearted teenager into a devoted soldier and a dutiful son who called his mother every day from his post in Iraq. In his final act of duty, less than a month ago, he worked with other members of his unit to build a soccer field for Iraqi children. As he drove back to his base, an enemy bomb robbed him of his life. And today our nation grieves for the loss of Ronnie Tucker.

We remember two Navy SEALS -- Nathan Hardy of Durham, New Hampshire, and Michael Koch of State College, Pennsylvania. Nate and Mike were partners in the field and they were close friends in the barracks. Through several missions together, they had developed the unique bond of brotherhood that comes from trusting another with your life. They even shared a battlefield tradition: They would often head into battle with American flags clutched to their chests underneath their uniform. Nate and Mike performed this ritual for the last time on February the 4th -- they both laid down their lives in Iraq after being ambushed by terrorists. These two friends spent their last few moments on earth together, doing what they loved most -- defending the United States of America. Today, Nathan Hardy and Mike Koch lay at rest next to each other right here on the grounds of Arlington.

The men and women of American armed forces perform extraordinary acts of heroism every single day. Like the nation they serve, they do not glory in the devastation of war. They also do not flinch from combat when liberty and justice are embattled. Ronald Tucker, Nathan Hardy and Mike Koch make clear, they do not waver -- even in the face of danger.

And so today, here in Washington and across our country, we pay tribute to all who have fallen -- a tribute never equal to the debt they are owed. We will forever honor their memories. We will forever search for their comrades, the POWs and MIAs. And we pledge -- we offer a solemn pledge to persevere and to provide the security for our citizens and secure the peace for which they fought.

The soil of Arlington and other sites is filled with liberty's defenders. It is nourished by their heroism. It is watered by the silent tears of the mothers and fathers, and husbands and wives, and sons and daughters they left behind. Today we pray for God's blessing on all who grieve and ask the Almighty to strengthen and comfort them today and everyday.

On this Memorial Day, I stand before you as the Commander-in-Chief and try to tell you how proud I am at the sacrifice and service of the men and women who wear our uniform. They're an awesome bunch of people and the United States is blessed to have such citizens. (Applause.)
I am humbled by those who have made the ultimate sacrifice that allow a free civilization to endure and flourish. It only remains for us, the heirs of their legacy, to have the courage and the character to follow their lead -- and to preserve America as the greatest nation on earth and the last best hope for mankind.

May God bless you and may God bless America. (Applause.)"

Montag, 26. Mai 2008

Memorial Day 2008

MEMORIAL DAY.

We walked among the crosses
Where our fallen soldiers lay.
And listened to the bugle
As TAPS began to play.
The Chaplin led a prayer
We stood with heads bowed low.
And I thought of fallen comrades
I had known so long ago.
They came from every city
Across this fertile land.
That we might live in freedom.
They lie here 'neath the sand.
I felt a little guilty
My sacrifice was small.
I only lost a little time
But these men lost their all.
Now the services are over
For this Memorial Day.
To the names upon these crosses
I just want to say,
Thanks for what you've given
No one could ask for more.
May you rest with God in heaven
From now through evermore.

(C. W. Johnson, 1975)

Montag, 12. Mai 2008

Jenna Bush sagt: "Yes, I do."

Gestern wurde aus Jenna Bush Jenna Hager. Die jüngere der beiden Bush-Zwillingsschwestern heiratete gestern Abend texanischer Zeit den 30-jährigen Henry Hager. Der Bräutigam kommt aus einer Republikaner-Familie; sein Vater war unter anderem Vize-Gouverneur von Virginia. So war es die Politik, die Jenna und Henry zusammenbrachte: Die beiden lernten sich während des Präsidentschaftswahlkampfes 2004 kennen, in dem Henry Hager im Stab von Karl Rove mitwirkte.

Die Zeremonie fand entgegen den Hoffnungen der Medien nicht in aller Öffentlichkeit im Weißen Haus, sondern im Privaten auf George Bushs Ranch in Crawford, Texas statt. Dies war der Wunsch der Braut, der die Medienöffentlichkeit, die ihren Vater nun mal umgibt, schon immer suspekt war. Crawford jedenfalls freute sich über das Ereignis des Jahrhunderts für das 700-Seelen-Dorf. 200 Gäste waren geladen und die Feierlichkeiten erstreckten sich über zwei Tage.

Die Trauung fand an einem See auf dem Anwesen der Bushs bei Sonnenuntergang statt. Präsident Bush führte seine Tochter, die vom Aussehen und der Persönlichkeit her ganz nach ihrem Vater kommt, an den Traualtar. Der ehemalige Präsident Bush und seine Frau Barbara hielten die Ansprachen während der Trauungszeremonie. Der Geistliche, der die Trauung vollzog war Reverend Kirbyjon Caldwell aus Houston, ein Freund der Familie. Anschließend wurde in einem großen Festzelt gefeiert, wo eine 10-Mann-Band aus Tennessee für die Stimmung sorgte. Der Bandleader, so heißt es, ist bekannt dafür, einzelne Personen auf die Bühne zum Tanzen zu beordern. Im Vorfeld sagte er, dass Präsident Bush eines seiner potenziellen Opfer an diesem Abend sein würde. Ob es dazu kam, ist nicht bekannt. Wie so was aussehen kann, weiß man ja aber schon.
Den traditionellen Tanz von Braut und Brautvater tanzten Jenna und George W. Bush zum Lied "You Are So Beautiful". Das Brautpaar tanzte seinen ersten Tanz auf "Lovin' In My Baby's Eyes".

Dies sind so ziemlich alle Details, die (zumindest bis jetzt) über die Hochzeit bekannt wurden. Das Weiße Haus gab vor allem im Vorfeld kaum einen Kommentar über die Einzelheiten ab. Es wurde statt dessen unermüdlich betont, dass dies ein privates Ereignis für die Familie sei.
Hier gibt es noch ein bisschen was zum Ablauf und zu den Hintergründen zu lesen.

Wer auf schöne Hochzeitsfotos hoffte, wurde aber nicht enttäuscht. Diese wurden heute veröffentlicht.

Congrats, Jenna and Henry!

Donnerstag, 20. März 2008

5 Jahre danach

Auf Grund eines sechs-wöchigen Aufenthalts in Berlin ist es der Bloggerin im Moment nicht möglich, regelmäßig zu schreiben. Deshalb auch nur ein kurzer Post zum Jahrestag:

George W. Bush hielt gestern Abend mitteleuropäischer Zeit eine Rede zum Jahrestag. An einer Stelle sagte er mit wenigen Sätzen eigentlich alles, was es über den Sinn und Zweck dessen, was vor genau fünf Jahren begann, gesagt werden muss: "Because we acted, Saddam Hussein no longer fills fields with the remains of innocent men, women and children. Because we acted, Saddam's torture chambers and rape rooms and children's prisons have been closed for good. Because we acted, Saddam's regime is no longer invading its neighbors or attacking them with chemical weapons and ballistic missiles. Because we acted, Saddam's regime is no longer paying the families of suicide bombers in the Holy Land. Because we acted, Saddam's regime is no longer shooting at American and British aircraft patrolling the no-fly zones and defying the will of the United Nations. Because we acted, the world is better and United States of America is safer."

Das Saddam-Regime mit militärischen Mitteln zu entmachten war und ist richtig. Die Ausführung darf und muss kritisiert werden, wobei man sich fragen muss, welcher Krieg schon lehrbuchhaft verlief. Aber zum ersten Mal hat das irakische Volk eine Chance. Nicht mehr und nicht weniger als das, aber mehr, als es in den letzten Jahrzehnten je hatte.

Mein derzeitiger Chefredakteur (der Aufenthalt in Berlin ist nämlich mit einem Praktikum verbunden) hat ebenfalls das richtige Fazit gezogen: "Heute beginnt die unerschütterliche Anstrengung vor allem der USA im Irak Früchte zu tragen. Bagdad, so scheint es, ist wieder ein bewohnbarer Ort geworden, das Leben beginnt zu erblühen, die Zeit ist vorbei, in der die Menschen die Öffentlichkeit angstvoll meiden mussten. Es ist ein teuer erkaufter Erfolg, aber ein Erfolg. Dass ihn die Bürger des Irak allmählich genießen können, verdanken sie nicht den friedlichen europäischen Multilateralisten, sondern zähen Generälen wie David Petraeus.
Bis zur funktionierenden Demokratie im Irak wird es noch ein sehr weiter Weg sein. Dass er überhaupt eröffnet werden konnte, dafür ist vor allem der feste amerikanische Glaube verantwortlich, für alle Menschen dieser Welt seien Freiheit und Demokratie etwas Gutes und Erstrebenswertes."

Chapeau Herr Schmid!

Den amerikansichen Truppen und den Truppen der Coalition of the Willing gebührt an diesem Tag Dank und Respekt. Vor allem auch denen, die das größte Opfer gebracht haben...