Mittwoch, 7. November 2007

Sarko aime l'Amérique!

Genau ein Jahr vor der US-Präsidentschaftswahl ist es offiziell: Wir Bush-Jünger können wieder reinen Gewissens französischen Wein trinken, nach Frankreich reisen und die "freedom fries" wieder in "French fries" umtaufen. Welch Erleichterung, man darf wieder beides tun: Die USA UND Frankreich lieben! Was gerade für diesen Blog gut ist, da die französische Grenze nicht all zu weit von seinem Wohnort entfernt liegt.

Natürlich ist (noch) nicht alles Gold, was glänzt. Französische Truppen werden wohl niemals den Irak betreten und wie groß der Jubel unter der Tricolore sein wird, wenn die ersten amerikanischen Bomben auf iranischen Boden fallen, bleibt ebenfalls abzuwarten.
Aber zumindest eines hat sich geändert, und zwar heftig: Der Ton. Und da dieser die Musik macht, ist schon mal viel gewonnen.

Los ging das Fest der Freundschaft bereits gestern Abend, als Bush nebst Gattin zum festlichen Dinner einlud. Bush hasst zwar alles, wo er mit Fliege um den Hals erscheinen muss, aber für den neuen Freund Sarko lässt man so einen Abend schon mal gerne über sich ergehen. Sarkozy entschädigte Bush auch gleich mit ein paar netten Worten vor dem Dinner:
"You know, I've come to Washington to bear a very simple, straightforward
message, and I bear it on behalf of all French men and women: I wish to
reconquer the heart of America, and I wish to reconquer the heart of America in
a lasting fashion. I've come to say one simple thing: France and the United
States are allies, have been allies, and will continue to be allies, and have
been so forever."

(Man beachte das Wort "reconquer". Der neue Präsident scheint sich darüber im Klaren zu sein, was der alte verbockt hat.)
Unter Gelächter fügte Sarkozy dann noch an, dass man ein Freund Amerikas sein und trotzdem französische Wahlen gewinnen könne.

Ebenfalls große Worte fand Sarkozy, als er heute eine Rede vor beiden Kammern des Kongresses hielt. Das Wort Irak erwähnte Sarkozy zwar kein einziges Mal, er äußerte sich jedoch über Afghanistan (in der englischen Übersetzung):
"Let me tell you solemnly today: France will remain engaged in Afghanistan as
long as it takes, because what's at stake in that country is the future of our
values and that of the Atlantic alliance. For me, failure is not an option.
Terrorism will not win because democracies are not weak, because we are not
afraid of this barbarism. America can count on France."

Über den Iran sagte der französische Präsident, dass der Besitz von Nuklearwaffen "inakzeptabel" sei und dass niemand "unsere Entschlossenheit" anzweifeln solle.

Natürlich ließ sich Sarkozy über Längen über die Kriege der letzten Jahrhunderte aus, in denen Frankreich und die USA Seite an Seite gekämpft haben (bwz. die USA für Frankreich). Nachdem er erklärt hatte, dass Frankreich auf ewig in Amerikas Schuld stehe, würdigte er die amerikanischen Soldaten:
"I want to tell you something, something important. Every time, whenever an
American soldier falls somewhere in the world, I think of what the American Army
did for France. I think of them and I am sad, as one is saddened to lose a
member of one's family. "


Sarkozy wurde mehr als freundlich im Kongress empfangen und oft von zum Teil stehenden Ovationen unterbrochen. Senator Patrick Leahy sagte sogar, dies sei die positivste Reaktion auf einen ausländischen Staatschef gewesen, die er in 30 Jahren gesehen habe.

Sarkozys US-Besuch stand ganz im Zeichen der Freundschaft, die schon George Washington (nach Bush "der erste George W.") und Lafayette verband. So folgte der französische Präsident heute einer Einladung Bushs auf den Mount Vernon, den südlich der Hauptstadt gelegenen Wohnsitz Washingtons. Schon in seiner kurzen Ansprache vor dem schon erwähnten Dinner am gestrigen Abend, gab Sarkozy eine kleine Lafayette-Anekdote zum besten:
Als Lafayette den zweiten US-Präsidenten John Quincy Adams besuchte, schlug dieser vor, einen Toast auf die Geburtstage von Washington und Lafayette auszubringen. Darauf entgegnete Lafayette:
"No, let there be no toast to my birthday, or even to that of George Washington.
Let us raise our glasses and toast the 4th of July, which is the day that
liberty was born."


Cheers/A la vôtre!!!

2 Kommentare:

Moritz hat gesagt…

Frankreich lieben... will man das denn? :)

Nein ernsthaft, ein schöner Artikel. Diese positive Art der Berichterstattung gibts ja z.b. bei PI schon lange nicht mehr, die haben massiv an Qualität verloren.... weiter so!

Anita hat gesagt…

Danke für das Kompliment. Werde mich bemühen. Zu deiner eingänglichen Frage: Frankreich wird nie die Liebe von mir erfahren, die die USA erfahren, aber ich wohne nun mal ziemlich nah an der franz. Grenze. Da kann man sich einigen Einflüssen nun mal nicht verwehren :-)