Da sind sie auch schon wieder vorbei, die vier TV-Debatten im Präsidentschaftswahlkampf 2008. Zwei von ihnen würde dieser Blog als eher öde bezeichnen, zwei waren relativ interessant. Neben der Vizepräsidentschaftsdebatte zwischen Biden und Palin gehört die dritte Präsidentschaftsdebatte in die letzte Kategorie.
Das Format machte es möglich. Endlich enstand mal so etwas wie eine Debatte bzw. Diskussion. Bei den beiden ersten Debatten hätte man die Kandidaten eigentlich auch einzeln und getrennt voneinander für jeweils 45 Minuten interviewen können. Aber in dieser dritten Debatte war endlich mal ein bisschen Interaktion zu spüren und der Moderator (Bob Schieffer) war nicht nur Stichwortgeber für talking points, sondern jemand, der auch mal nachhakte.
Die Bringschuld lag mehr denn je bei John McCain. Für Obama, so die einhellige Meinung im Voraus, würde es reichen, ein unspektakuläres Unentschieden zu erreichen, bzw. zumindest nicht von McCain vernichtet zu werden.
John McCain begann sehr stark. Die ersten 20 bis 30 Minuten gehörten ihm. Gleich zu Beginn machte er "Joe the Plumber" zu einem Teil der Debatte und, was soll man sagen, Joe blieb ein Teil der Debatte bis zum Schluss. "Joe the Plumber" heißt Joe Wurzelbacher und ist Klempner. Er denkt darüber nach, die Firma, bei der er arbeitet zu übernehmen. Wenn er diese Firma einmal besitzt, kann es sein, dass er einen Umsatz von mehr als 250 000 Dollar im Jahr macht. Damit würde er unter Obamas Steuerplänen mehr Steuern zahlen müssen. Das brachte ihn so auf, dass er zu einer Wahlkampfveranstaltung Obamas in Ohio ging und Obama darauf ansprach.
Gerade im ersten Teil der Debatte gelang es McCain mit dem Beispiel "Joe the Plumber" Punkte zu machen: "You know, when Sen. Obama ended up his conversation with Joe the plumber -- we need to spread the wealth around. In other words, we're going to take Joe's money, give it to Sen. Obama, and let him spread the wealth around. I want Joe the plumber to spread that wealth around. You told him you wanted to spread the wealth around. The whole premise behind Sen. Obama's plans are class warfare, let's spread the wealth around." Ein guter Punkt, den McCain zusammen mit dem Wort "socialism" bis zum Wahltag oft wiederholen sollte. Denn auf so was reagieren Amerikaner eher allergisch.
Es folgte eine Diskussion über das "negative campaigning", die Themen Ayers und ACORN und gegenseitige persönliche Angriffe, die in den letzten Wochen verstärkt statt fanden. Dabei zeigte sich besonders Obama als ziemlich weinerlich, womit er es schaffte, McCain in dieser Phase der Debatte als den "bad guy" und sich selbst als das Opfer dastehen zu lassen. Zumindest die Kommentatoren auf CNN sagten danach, McCain habe durch das Gerede über Ayers, ACORN und Obamas Verwicklungen mit ihnen Punkte eingebüßt und solle diese Themen im weiteren Wahlkampf am besten fallen lassen.
Dieser Blog findet das schwachsinnig. Es ist ja toll, dass die Mainstream-Media ihren Messias schützen will, aber Fragen nach Obamas Verstrickungen mit Ayers und ACORN müssen erlaubt sein. Es sagt etwas über seinen Charakter und sein Urteilsvermögen aus und in einem US-Wahlkampf ist das nun mal nicht nebensächlich, da es bei der Präsidentschaftswahl um eine Personenwahl geht. Die Klage, wenn man über Leute wie Ayers redet, verhindert dies eine Diskussion über die so genannten "real issues" ist aus zweierlei Gründen lächerlich: Zum einen kommt sie vom Obama-Lager, dessen Verständnis von "real issues" sich monatelang auf die Begriffe "hope" und "change" beschränkte und zweitens hat man immer noch 80 Minuten, um über Sozialversicherungen, Steuern und die Wirtschaft zu sprechen, wenn man mal 10 Minuten dazu verwendet, das Ayers-Thema durchzukauen. Außerdem ist es diesem Blog schleierhaft, wie die CNN-Kommentatoren fordern können, nur die konkreten politischen Inhalte einer solchen TV-Debatte sollten zählen, um sich danach minutenlang über McCains Körperhaltung und "aggressive" Gesichtsausdrücke auszulassen. Dass Obama sich als das große Opfer von "negative campaigning", Kritik und Rufmord sieht, löst bei diesem Blog fassungsloses Kopfschütteln aus. Ich denke, Sarah Palin kann ihm zu diesem Thema ein paar Worte sagen. Außerdem will der Messias ja Präsident werden. Wenn man sich anschaut, was George W. Bush in den letzten Jahren durch gemacht hat, sollte Obama sich mal so langsam an beißende Kritik von allen Seiten gewöhnen und das Rumheulen lassen.
Über McCains Auftritt bei dieser Debatte ist generell zu sagen, dass es mit Abstand seine stärkste Debatten-Performance in diesem Wahlkampf war. Er tat das, was er tun musste und was man von ihm erwartete: Er ging in die Offensive und überließ Obama keinen Zentimeter freiwillig. Bei dieser Debatte ist der Blog bereit zu sagen, McCain hat sie gewonnen! Einen Punkt sollte McCain im weiteren Wahlkampf jedoch nicht ungenannt lassen und er hätte ihn schon während den Debatten nennen sollen: Obama, Pelosi, Reid! So hieße nämlich die exekutive und legislative Führung in den USA bei einem Wahlsieg Obamas. Viele Amerikaner tendieren dazu, ein "divided government" zu bevorzugen. Also das Weiße Haus in der Hand einer Partei und der Kongress in der Hand der anderen. Dadurch wird das Prinzip der "checks and balances" stärker gewährt. Der Kongress wird aller Wahrscheinlichkeit nach demokratisch bleiben. Obama hätte also erst einmal Narrenfreiheit als Präsident. Die Kombination "Obama, Pelosi, Reid" ist gerade für Konservative ein Albtraum und würde diese vielleicht verstärkt an die Wahlurnen bringen.
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1 Kommentar:
Na hoffen wir mal, dass Joe the Plumber noch was bewegen kann...
Schade, dass W. kein drittes Mal antreten kann, wann wird es je wieder einen Staatsmann von seinem Format geben?
Ich hoffe, das Blog hier bleibt trotzdem noch bestehen... hab es erst jetzt entdeckt... peinlich für einen, der auch immer noch zu W. steht...
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