Dienstag, 25. November 2008

What Change?

President-elect Obama ist bereits dabei, seine Jünger die ersten Enttäuschungen erleben zu lassen. Die Namen, die bisher für Kabinettsposten und Schlüsselpositionen im Weißen Haus kursieren sind nicht gerade das, woran die Obama-Fans gedacht haben, als sie ihren Helden von "change" haben reden hören. Vor allem das Recyclen der so genannten "Clintonians" stößt speziell bei den linken Demokraten auf wenig Gegenliebe. Auch der Einsatz von Washington Insidern stößt vielen sauer auf. So hat Obamas Wirtschaftsteam ein Jahrzehnt mehr Washington-Erfahrung als das Wirtschaftsteam, mit dem George Bush ins Weiße Haus einzog.


Einige (zum Teil noch nicht offiziell) vergebene Posten:


Rahm Emanuel als Stabschef des Weißen Hauses: Eher als Pitbull bekannt, an dem die Republikaner ihre helle Freude haben werden. Nicht gerade einer, der für "Bipartisanship" bekannt ist.


Eric Holder als Justizminister: Bekannt durch seine Mitarbeit bei den Begnadigungen, die Clinton am Ende seiner Amtszeit aussprach. Diese richteten sich unter anderem an Steuerhinterzieher Marc Rich, der seine Begnadigung wohl dem Umstand verdankte, dass seine Ex-Frau den Clintons und der Demokratischen Partei große Geldspenden zukommen hatte lassen. Selbst Demokraten waren damals empört. Die "confirmation hearings" vor dem Senat könnten also interessant werden.


Gregory Craig als Rechtsberater des Weißen Hauses: War sozusagen ein "celebrity lawyer". Vertrat unter anderem den Attentäter Ronald Reagans vor Gericht. Weitere Mandanten: Kofin Annan während des Skandals um das Oil-For-Food-Programm und Bill Clinton während des Amtsenthebungsverfahrens.


Tom Daschle als Gesundheitsminister: Ehemaliger Senator, der 2004 das Kunststück hinbekam, als Fraktionsführer der Demokraten seinen Senatssitz zu verlieren. Auch nicht gerade für Überparteilichkeit bekannt.

Hillary Clinton als Außenministerin: Definitiv eine bessere Wahl als die Schlaftablette John Kerry. Dies ist immerhin das Amt, das Amerika in der Welt repräsentieren soll. Hier ist wohl die Devise: Halte deine Freunde nahe bei dir, aber deine Feinde noch näher. Wetten wie lange das gut geht, auch mit Billy im Hintergrund, werden gerne angenommen.

Timothy Geithner als Finanzminister: Chef der Federal Reserve von New York. Ist damit in vieles, was seit Ausbruch der Finanzkrise geschah, verwickelt gewesen und hat die relevanten Entscheidungen mit getragen. Je nach dem, ob man hinter diesen Entscheidungen steht, ist das gut oder schlecht. Also je nach dem, ob man es richtig fand, dass Lehman Brothers nicht gerettet wurde, zum Beispiel in AIG jedoch Milliarden gepumpt wurden. Hat seinen gegenwärtigen Job schon seit 2003, ist also nicht unangreifbar, wenn es um die Frage geht, wie diese Finanzkrise überhaupt passieren konnte.

Bill Richardson als Handelsminister: Als ehemaliger Gouverneur und Energieminister mal jemand mit Exekutiverfahrung.

Robert Gates als Verteidigungsminister: Macht allen Hoffnung, die die USA im Irak wirklich gewinnen sehen wollen. Gut, dass diese Mission wohl in kompetenten Händen bleibt. Al Kaida im Irak und sonstiger Pöbel, der sich über Obamas Sieg wahrscheinlich noch gefreut hat, sollte sich jetzt lieber auf die Ausarbeitung guter Fluchtpläne konzentrieren. George Bushs Krieg gegen den Terror wird also in Teilen wohl noch ein Jahr weiter leben. Die Erleichterung dieses Blogs ist groß, das Entsetzen der Obama-Jünger wohl auch.

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