Mittwoch, 24. Dezember 2008

Goodbye (Teil 5)

Immer wieder wird gesagt, dass man jetzt noch nicht wissen kann, wie George Bush einmal von der Geschichte gesehen werden wird. Worte wie "kontrovers" und "umstritten" werden in seinem Geschichtsurteil aber sicherlich nicht fehlen. Kurioserweise wird aber genau diese Tatsache, dass Bush kontrovers und umstritten war, dafür sorgen, dass man sich auch in 100 Jahren noch an ihn erinnern wird.

Nun, kontrovers und umstritten zu sein, ist eine Sache. Was George Bush betrifft, ist dies jedoch ein Understatement. "Gehasst" traf es oft besser. Jeder, der mal als Bush-Befürworter eine Diskussion über den 43. US-Präsidenten geführt hat, weiß, wovon dieser Blog spricht - egal ob mit Freunden, Verwandten, oder Leuten, die man gerade erst kennen gelernt hat. Dass man Bush toll findet, wird mit völliger Überraschung oder abgrundtiefem Entsetzen quittiert. Und das oft genug von Leuten, deren Wissen über Bush und seine Politik auf "Fahrenheit 9/11" basiert.

Der Hass auf Bush trug und trägt oft irrationale Züge. Egal was in den letzten acht Jahren Schlimmes passiert ist, das Motto war stets: Blame it on Bush! Bush ist demnach an allem Schuld, und am Gegenteil auch. Für rationale Argumente, die Bush entlasten, waren die Bush-Hasser selten zugänglich.

Charles Krauthammer, ehemaliger Psychologe und führender Neocon, gab diesem irrationalen, ja geradezu hysterischen Hass auf Bush einen Namen: Das "Bush Derangement Syndrome".
Die Definition: "The acute onset of paranoia in otherwise normal people in reaction to the policies, the presidency -- nay -- the very existence of George W. Bush"

Das Bush Derangement Syndrome (BDS) wurde mehr und mehr zu einer Epidemie, die nicht nur große Teile der USA und der Mainstream Medien, sondern große Teile der Welt befiel.
Folgende Ansichten können als Symptome gesehen werden:
  • George Bush hat Hurricane Katrina durch seine Umweltpolitik verursacht (das sah zum Beispiel Jürgen Trittin so, der ganz klar am BDS leidet) und natürlich hat Bush New Orleans absichtlich untergehen lassen, weil dort vor allem Schwarze leben.
  • George Bush hat die Anschläge vom 11. September geplant und befohlen.
  • George Bush hat bewusst gelogen, als er den Irak mit Massenvernichtungswaffen in Verbindung brachte.
  • George Bush ist der erste US-Diktator, da er sämtliche amerikanische Bürger- und Freiheitsrechte untergräbt, wofür er ein Amtsenthebungsverfahren verdient.
  • George Bush ist ein religiöser Fanatiker, der sich als von Gott eingesetzt ansieht.
  • Eine Professorin aus Chicago hatte doch tatsächlich den Nerv, Bush für die Betrugsversuche von Schülern bei einem Test verantwortlich zu machen. Mit seiner Lügerei gebe Bush schließlich ein schlechtes Beispiel ab.
  • Bush ist wahlweise der "Terrorist Nr. 1", "der zweite Hitler", oder schlicht und einfach böse. Das war für rot und braun in den letzten acht Jahren der kleinste gemeinsame Nenner.
Leute, die am BDS leiden, sind außerdem an ihrer Doppelmoral zu erkennen: Bush ist dann zum Beispiel der größte Lügner, den das US-Präsidentenamt je gesehen hat. Die Sache mit Billy und Miss Lewinsky war natürlich etwas ganz anderes. Es wird toll sein, zu sehen, wie sämtliche BDS-Betroffene am 20. Januar wieder eine 180 Grad Drehung hinlegen werden und der US-Präsident plötzlich wieder den viel zitierten "benefit of a doubt" bekommen wird und für sooo viele Sachen ja eigentlich gar nichts kann.


Passend dazu auch ein schöner Artikel in der Welt vor ein paar Wochen, der sich humorvoll mit der Frage beschäftigt, wie die verschiedenen Protestbewegungen wohl mit dem Verlust ihres liebsten Feindbildes fertig werden. Die Rolle des planetaren Bösewichts werde schließlich auf einen Schlag vakant.

Ja, er wird uns allen fehlen - Freund wie Feind.

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