Dienstag, 16. Dezember 2008

Schuhgröße 10 auf der Siegerrunde

George Bush dachte nach sieben Jahren und 11 Monaten im Präsidentenamt wohl, dass er schon alles erlebt hat, was es als US-Präsident zu erleben gibt. Weit gefehlt. Mit einem Schuh wurde er nämlich noch nie beworfen. Jedenfalls nicht vor gestern.

Wie erwartet, machte sich George W. Bush noch einmal vor dem 20. Januar 2009 auf den Weg in den Irak. Es war seine vierte Reise in das Land, das wie kein anderes mit seiner Amtszeit in Verbindung gebracht werden wird.

Zunächst traf sich Bush mit Iraks Präsident Talabani und seinen Vize-Präsidenten. Präsident Talabani nannte Bush jemanden, "who helped us to liberate our country and to reach this day, which we have democracy, human rights, and prosperity gradually in our country. Thanks to him and his courageous leadership that we are here now in this building." Bush brachte die Sache auf den Punkte, als er sagte: "The work hasn't been easy, but it has been necessary for American security, Iraqi hope, and world peace."

Kurz darauf traf sich Bush mit dem irakischen Premierminister Maliki, mit dem er das kürzlich erzielte Sicherheitsabkommen zwischen den USA und dem Irak unterzeichnete. Alles, was bei der anschließenden Pressekonferenz gesagt wurde, trat jedoch in den Hintergrund, als plötzlich ein irakischer TV-Journalist aufstand und Bush mit seinen Schuhen bewarf. Sportlich wie er ist, zeigte Bush eine erstklassige Reaktion, die sich in einem schnellen Ducken äußerte. So verfehlte der Schuh sein Ziel. Der zweite Schuh erreichte Bush ebenfalls nicht. Frei nach einem Satz in der Lieblingsserie dieses Blogs (JAG): "A Bush takes cover, but he never ducks."
Fernsehsender auf der ganzen Welt zeigten die Szene wieder und wieder. Die entsprechenden Youtube-Videos verzeichnen hundert Tausende von Aufrufen.

Amerikanische und irakische Sicherheitskräfte überwältigten den Schuhwerfer. Bush war nicht bereit, daraus eine große Sache zu machen und reagierte mit gewohnter Größe: Seinen heran eilenden Secret-Service-Agenten beschwichtigte Bush mit einer kurzen Handbewegung, den sich wortreich entschuldigenden irakischen Journalisten sagte Bush, sie sollten sich keine Sorgen machen und überhaupt lachte er schon wenige Sekunden nach dem ersten Schreck über die ganze Sache und scherzte, "if you want the facts, it's a size 10 shoe that he threw."

Der Schuhwerfer erkennt hoffentlich bald, dass er es seinem vermeintlichen Opfer zu verdanken hat, dass sein Weg nicht direkt zum Henker führt. Das wäre nämlich ganz sicher sein Schicksal gewesen, wenn er einen Staatsgast von Saddam Hussein angegriffen hätte. Im Irak sind eindeutig andere, bessere Zeiten angebrochen.

Was durch den Schuhwurf in den Hintergrund trat, soll hier nicht unerwähnt bleiben: Bush und Maliki unterzeichneten mit dem US-irakischen Sicherheitsabkommen ein Dokument, das mit Fug und Recht historisch genannt werden kann. Nicht zuletzt dieses Sicherheitsabkommen machte die letzte Irak-Reise Bushs zu der Siegerrunde, die er sich schon lange erhofft hatte. Dank der "Surge" (Obama war dagegen), die Bush gegen viele Ratschläge und Umfragen mit einem beachtlichen Mut durchgezogen hat, wird er seinem Nachfolger im Irak eine Situation hinterlassen, die so gut wie gewonnen ist.

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