Heute ist die letzte Woche in der Amtszeit von George W. Bush angebrochen.
George Bush ist dieser Tage auf Abschiedstour. Er verabschiedete sich bereits bei verschiedenen Gruppen, die nichts mit seiner Politik zu tun hatten, sondern ihm das Leben als Präsident angenehm gemacht haben: Die Crews von Marine One und der Air Force One zum Beispiel, sowie Institutionen wie die White House Communications Agency.
Außerdem ist George Bush zur Zeit fast jeden Tag auf irgendeinem namhaften TV-Sender zur besten Sendezeit im Interview zu sehen. Allein Fox News zeigt an vier Abenden hintereinander drei verschiedene Bush-Interviews. Fox News Moderator Brit Hume hatte das Privileg, zum ersten Mal ein gemeinsames Interview mit George W. Bush und seinem Vater zu führen.
TV Tipp: Morgen, um 11 Uhr deutscher Zeit, wird Präsident Bush zusammen mit der First Lady Laura Bush bei Larry King zu Gast sein.
So ziemlich jeden Tag erlebt George W. Bush irgendetwas zum letzten Mal. So hat er bereits seine letzte politische Rede gehalten (über die Bildungsreform No Child Left Behind), er ist zum letzten Mal mit der Air Force One geflogen (sein Flugzeug, mit dem er in einer Woche nach Texas fliegt, wird nicht mehr die Kennung Air Force One haben, weil er da nicht mehr Präsident ist), und heute fand die letzte Kabinettssitzung statt.
Gestern gab George Bush seine letzte Pressekonferenz und wann immer ein TV-Kommentator danach darüber sprach, hörte man Worte wie "remarkable", "impressive" oder einfach nur "wow". Bush war tiefgründig, großmütig, entschlossen und humorvoll. Es war eine Pressekonferenz die jeden Bush-Fan daran erinnerte, warum er oder sie den 43. Präsidenten der USA bald sehr vermissen wird.
Gleich zu Anfang zeigte er Größe, als er warme Worte für diejenigen fand, die in den letzten Jahren keine Gelegenheit ausließen, ihn nieder zu machen - die vor ihm sitzende Presse: "Through it all I have respected you. Sometimes didn't like the stories that you wrote or reported on. Sometimes you misunderestimated me. But always the relationship I have felt has been professional. And I appreciate it. My friends say, what is it like to deal with the press corps? I said, these are just people trying to do the best they possibly can."
Immer wieder wurde er zu den Themen befragt, die seine Amtszeit geprägt haben und Bush verteidigte seine Entscheidungen, wie er es vielleicht schon früher hätte tun sollen: Im Nahen Osten und in Nord-Korea habe man Prozesse angestoßen, auf denen Bushs Nachfolger aufbauen können. Die Richtigkeit seiner Steuersenkungen habe Bush nie angezweifelt, da sie beispiellose 52 Monate wirtschaftlichen Wachstums nach sich gezogen hätten. Und im Irak habe er entgegen der öffentlichen Meinung und der Meinung seiner eigenen Partei die "Surge" befohlen und seinem Nachfolger damit einen Irak hinterlassen, in dem eine Demokratie heranwachsen könne.
Ein paar Mal wurde Bush richtig leidenschaftlich, zum Beispiel als ein Reporter andeutete, die moralische Stellung der USA habe in den letzten acht Jahren gelitten: "I strongly disagree with the assessment that our moral standing has been damaged. It may be damaged amongst some of the elite, but people still understand America stands for freedom, that America is a country that provides such great hope. You go to Africa, you ask Africans about America's generosity and compassion; go to India, and ask about their view of America."
Auch über seine Antiterrormaßnahmen sprach Bush sehr engagiert: "And in terms of the decisions that I had made to protect the homeland, I wouldn't worry about popularity. [...] Because all these debates will matter not if there's another attack on the homeland. The question won't be, you know, were you critical of this plan or not; the question is going to be, why didn't you do something? Do you remember what it was like right after September the 11th around here? I do. When people were hauled up in front of Congress and members of Congress were asking questions about, how come you didn't know this, that, or the other? And then we start putting policy in place -- legal policy in place to connect the dots, and all of a sudden people were saying, how come you're connecting the dots?"
Ein Reporter sprach das Bush Derangement Syndrome an und so bekamen auch Bushs Kritiker ein paar Worte mit auf den Weg: "You know, Presidents can try to avoid hard decisions and therefore avoid controversy. That's just not my nature. I'm the kind of person that, you know, is willing to take on hard tasks, and in times of war people get emotional; I understand that. Never really spent that much time, frankly, worrying about the loud voices. I of course hear them, but they didn't affect my policy, nor did they affect how I made decisions. [...] And if you don't [do what you think is right], then I don't see how you can live with yourself. I don't see how I can get back home in Texas and look in the mirror and be proud of what I see if I allowed the loud voices, the loud critics, to prevent me from doing what I thought was necessary to protect this country."
Weiter sagte Bush, dass der Ausdruck "die Last des Amtes" überbewertet sei. In Selbstmitleid zu versinken und sich zu fragen, "warum ich?" wenn ein Problem wie die Finanzkrise auftrete, sei ziemlich "armselig". Auch Einsamkeit habe es nicht gegeben, sei er doch immer von seinen Mitarbeitern umgeben gewesen. Es habe zwar schwere und emotionale Momente gegeben, aber auch immer fröhliche und spaßige Augenblicke, in denen man sich gegenseitig unterstützt habe.
In so einer letzten Pressekonferenz durfte die Frage nach Fehlern, die in den letzten acht Jahren gemacht wurden, natürlich nicht fehlen. Bush antwortete ungewöhnlich freimütig: Das Banner mit der Aufschrift "Mission Accomplished", als Bush die Hauptkampfhandlungen im Irak auf einem Flugzeugträger für beendet erklärte, habe die falsche Botschaft gesendet. Nach seinem Wahlsieg 2004 hätte er sich nicht für die Reform der Sozialsysteme, sondern für das Einwanderungsproblem einsetzen sollen. Abu Ghraib und die nicht gefundenen Massenvernichtungswaffen nannte Bush "Enttäuschungen".
Alles in allem war wieder einmal zu sehen, wie sehr Bush in sich ruht, wie sehr er mit sich und seiner Präsidentschaft im Reinen ist und wie überzeugt er von dem ist, was er in seiner Amtszeit tat. Er sprach zwar von Enttäuschungen, das Wort "regret", also "Bedauern", sprach er jedoch nicht einmal aus.
Am Dienstag, so Bush, werde er die Bühne verlassen, weil es immer nur einen Präsidenten im Rampenlicht geben könne. Man werde ab und an wieder von ihm hören, unter anderem wenn er mit seinem ersten Buch fertig ist. Am Mittwochmorgen werde er in Crawford aufwachen und seiner Laura erst einmal einen Kaffee ans Bett bringen.
Seinem Nachfolger gegenüber war Bush großmütig. Immer wieder sagte Bush, dass er Obama nur das Beste wünsche. Es werde diesen einen speziellen Moment geben, wenn Obama zum ersten Mal das Oval Office betritt, dann werde die Verantwortung eines Präsidenten sich direkt auf seinen Schultern niederlassen.
Und Bush klang völlig zufrieden mit der Vorstellung, dass die Verantwortung eines Präsidenten in diesem Moment seine Schultern verlassen wird.
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