Montag, 19. Januar 2009

Goodbye (Teil 16)

Thanksgiving 2003 verbrachte George Bush nicht im Kreise seiner Familie in Crawford oder Camp David, sondern mit einigen seiner Soldaten in Baghdad. Es war Bushs erste Reise in den Irak und die Vorbereitungen liefen top secret ab. In der Tat würde die Vorbereitungsphase und der Flug dorhin jedem Hollywood-Thriller alle Ehre machen: So wurden die mitgereisten Journalisten nachts auf dunklen Parkplätzen über die Reisepläne Bushs informiert. Bush selbst gelangte von seiner Ranch in Crawford mit einem normalen Auto und mit tief ins Gesicht gezogener Baseball-Mütze zur Air Force One. Auf der Fahrt steckte er zum ersten und einzigen Mal während seiner Amtszeit im Stau.

Der Secret Service war wohl kurz vor dem Zusammenbruch, als er erfuhr, dass Bush quasi in die Höhle des Löwen, nach Baghdad, reisen wollte. Laut dem Buch "Misunderestimated" von Bill Sammon ging einer der führenden Secret Service Agenten zum damaligen Vize-Stabschef Joseph Hagin, schlug mit der Hand auf dessen Schreibtisch und sagte: "I object. Now that that's out of the way, let's see if we can make this happen."
Es wurde die Losung ausgegeben, dass die Air Force One sofort umkehren würde, wenn die Irak-Reise Bushs publik werde, bevor Bush dort überhaupt angekommen sei. Es wird als Meisterleistung angesehen, dass das Weiße Haus die Reise trotz der wochenlangen Vorbereitungen tatsächlich geheim halten konnte, bis Bush den Irak wieder verlassen hatte. Sogar die Flugüberwachungsinstanzen auf dem Weg zum Irak und zurück wurden belogen: Der Pilot der Air Force One veränderte sämtliche Codes und Kennungen des Flugzeuges, sodass jeder Fluglotse statt einer Boeing 747 eine Gulfstream auf seinem Radarschirm hatte. Es gab tatsächlich einen Moment, in dem die geheime Reise in den Irak fast abgebrochen worden wäre: Über England hatte ein in der nähe fliegendes Flugzeug die Air Force One entdeckt und dies dem Tower gemeldet. Der Tower sah ja jedoch eine Gulfstream auf dem Radarschirm und teilte dies den Piloten des Flugzeuges mit. Diese ließen die Angelegenheit daraufhin Gott sei Dank auf sich beruhen.

In Baghdad angekommen, blieb Bush die ganze Zeit auf dem Flughafen und dinnierte dort mit einigen hundert Soldaten. Die waren dort unter dem Vorwand zusammengerufen worden, ein Thanksgiving-Dinner mit einigen Offiziellen zu haben. Der damalige US-Botschafter Paul Bremer begann, eine Thanksgiving-Botschaft von George Bush vorzulesen, als er in etwa sagte: "Halt, diese Botschaft sollte von der ranghöchsten Person in diesem Raum vorgelesen werden." Er legte eine kleine Pause ein und sagte dann: "Gibt es jemanden hier, der höher gestellt ist, als ich?" Da trat George Bush hinter dem Vorhang hervor und der Raum explodierte förmlich. Die Soldaten sprangen auf, jubelten, und applaudierten. Bush liefen Tränen über die Wangen, als er die erfreute Reaktion der Soldaten sah. Er hielt eine kurze Rede, schüttelte anschließend zahllose Hände, servierte den Soldaten Truthahn und aß mit ihnen.

Die Soldaten, die diesen wichtigen amerikanischen Feiertag fern von zu Hause verbringen mussten, hatten große Anerkennung für Bush, dass er ebenfalls bereit war, dieses Opfer zu bringen. In einer Zeit, in der Oberkommandierende nicht mehr an vorderster Front stehen, sondern von ihrem Amtssitz aus, fern von jedem Schlachtfeld, Kriege führen, bewunderten die Soldaten, dass Bush bereit war, mit ihnen hinter die feindlichen Linien zu gehen. Und wenn auch nur für wenige Stunden.

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